Anima
In meinem Kunstschaffen bewege ich mich vordergründig an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft, auf dem Forschungsfeld der Biologie, Medizin und Naturphilosophie, wobei ich aber die wissenschaftlichen Disziplinen nicht selbst zur Kunst erhebe. Für mich ist es entscheidend, der wissenschaftlich fundierten Welt, meine eigene künstlerische Welt entgegenzusetzen. So entstehen Arbeiten aus einem Wissen – einer Erkenntnis heraus, die mich neue Realitäten schaffen lässt, und mein persönliches Denken und künstlerisches Handeln kritisch reflektieren. Ich experimentiere mit den jeweiligen Grenzen der Natur in dem Versuch, mich immer wieder auch über diese hinweg zu setzen. Daher sieht sich der Betrachter meiner künstlerischen Arbeiten mit den ureigenen Gesetzen der Welt konfrontiert, aber erhält parallel auch Einzug in meine Gedankenwelt. So wie in der Lichtinstallationen „Habitat“ (2011- 2016) und „Anima“ (2012- 2018). Nachdem ich mich mehrere Jahre inhaltlich mit der Natur im Hier und Jetzt, in einer Vorstellung von Dauer und gleichzeitig Sterblichkeit, auseinandergesetzt habe, wie in meinem Lebensraumexperiment „Habitat“ mit wachsenden Pflanzen in Glühbirnen, widersetze ich mich der Vergänglichkeit und widme mich nun alchemistischen Experimenten mit anorganischen Stoffen, die länger als ein (Pflanzen-) Leben halten: Kristalle. Von ihrer Umwelt abgeschlossen, allein in Glühkolben gewachsen, verfügen die Kristalle über eine Gestalt und eben auch Gestaltungskraft, die in der Zeit eine Ewigkeit in Anspruch nehmen. „Anima“, aus dem Lateinischen entnommen, bezeichnet das durch den Atem bedingte Lebensprinzip bzw. die Lebenskraft, von dem durch Carl Gustav Jung in der analytischen Psychologie der Begriff der Seele abgeleitet wurde.
Anima, 2012 – 2018
Lichtinstallation mit wachsenden Kristallen